
Zeugungsverhütung
Reproduktive Rechte und Gesundheit stärken
Nur durch die Entwicklung von reversiblen und marktfähigen Verhütungsmitteln kann reproduktive Gesundheit gewährleistet werden.
Vision & Mission
Vision & Mission Wo bleibt die Alternative zum Kondom?
Die einzige leicht erhältliche und anwendbare Verhütungsmethode für Männer ist noch immer das Kondom. Dabei stellt es eine Besonderheit dar, denn es schützt sowohl vor Schwangerschaften als auch vor Geschlechtskrankheiten, weshalb es gerade bei flüchtigen Sexualkontakten oder häufig wechselnden Geschlechtspartner*innen unverzichtbar ist. Mit einem guten Pearl-Index bewährt es sich zudem als zuverlässige Verhütungsmethode. Doch auch das Kondom birgt Nachteile: So bemängeln viele Männer die unpraktische und nicht-langzeitige Anwendung.
Derzeit gibt es keine klinischen Studien zu alternativen Verhütungsmethoden für den Mann in Deutschland. Wieso passiert da nichts?
Im Jahr 2011 wurde, aufgrund von unerwartet stark verbreiteten Nebenwirkungen, die zunächst erfolgreiche klinische Studie der WHO abgebrochen.
Damals wurde die effektive Wirkung eines hormonellen Kontrazeptivums festgestellt, jedoch ist derzeit kein Pharmaunternehmen oder die WHO in die Erforschung von Kontrazeptiva involviert. Blickt man auf die Pharmaindustrie, ist deren Interesse, die Forschung voranzutreiben, sehr gering. Sie sehen in der Zeugungsverhütung keine rentable Einnahmequelle.
Außerdem wird die Zeugungsfähigkeit des Mannes gesellschaftlich noch immer als Potenz- und Machtinstrument angesehen. Ein gesellschaftlicher Wandel, der veraltete und toxische Bilder von Männlichkeit hinter sich lässt und mehr explizit an Männer gerichtete Aufklärung zum Thema Empfängnisverhütung, ist also längst überfällig.
Sowohl Politik als auch Pharmaunternehmen müssen gemeinsam dafür sorgen, dass auch die Palette der Verhütungsmethoden für den Mann revolutioniert und marktfähig gemacht wird – mit einem Fokus auf einfache und langfristige Anwendung, einem niedrigen Pearl-Index und möglichst arm an Risiken und Nebenwirkungen.
Verhütungsmethoden
Zeugungsverhütung
Hodenbaden
Zwischen 1930-1950 hat die Ärztin Martha Vögeli die Methode des Hodenbadens erforscht. Nach ihren Berechnungen musste das Hodenbad über einen Zeitraum von drei Wochen täglich praktiziert werden. Jeden Tag müssen die Hoden für 45 Minuten in 45 Grad warmem Wasser gebadet werden. Die Prozedur ruft eine temporäre Unfruchtbarkeit von etwa einem halben Jahr hervor.
Vorteile
Vsl. Keine Nebenwirkungen
Nachteile
Zeitintensives Anwendungsschema
Wenig erforscht
Pearl-Index unbestimmt
Keine Daten über langfristige Unfruchtbarkeit
Kondom
Das Kondom ist ein Barriere-Verhütungsmittel, das vor dem Geschlechtsverkehr auf den erigierten Penis gezogen wird.
Vorteile
Schutz vor Geschlechtskrankheiten
Einfache Anwendung
Überall erhältlich
Keine Nebenwirkungen
Nachteile
Gefahr von Anwendungsfehlern
Vasektomie
Die Vasektomie ist die männliche Sterilisation. Dabei werden in einem ca. 30-minütigen Eingriff unter örtlicher Betäubung die Samenleiter von einem Urologen durchtrennt. Dies führt zur permanenten Unfruchtbarkeit.
Vorteile
Sehr sicher
Kurzer, unkomplizierter Eingriff
Keine Nebenwirkungen
Dauerhafter Schutz
Nachteile
Irreversibel (80% Chance für Refertilisierung)
Refertilisierung teuer (ca. 3000-5000€)
Verhütungsunterhose
Die Hoden werden durch die Verhütungsunterhose in den Leistenkanal angehoben und durch die körpereigene Wärme erwärmt. Alternativ gibt es Verhütungsunterhosen mit einem integrierten Heizkissen. Die Verhütungsunterhose muss 15 Stunden am Tag getragen werden. Die Sterilität wird durchschnittlich nach 3 Monaten erreicht und die Wirksamkeit der Methode muss regelmäßig mit einem Spermiogramm überprüft werden.
Vorteile
Vsl. Keine Nebenwirkungen
Nachteile
Unkomfortables Anwendungsschema
Wenig erforscht
Pearl-Index unbestimmt
Keine Daten über langfristige Unfruchtbarkeit
(Noch) nicht erhältlich:
Hormongel
Das Hormongel aus Testosteron und Gestagen wird seit den 2000er erforscht. Dies muss täglich auf die Schulter oder Brust aufgetragen werden. In Zukunft könnte es ein sicheres Verhütungsmittel darstellen, jedoch stellt das Übertragen des Testosterons von Haut zu Haut (bspw. bei Umarmungen) ein Problem dar. Studien befinden sich derzeit in Phase-3.
Vorteile
Vsl. hoher Pearl-Index
Kein erhöhtes Thromboserisiko
Nachteile
Potenzielle Nebenwirkungen
Tägliches Auftragen
Übertragung auf Andere bei Körperkontakt
Pille für den Mann*
Die Pille für den Mann ist ein hormonelles Verhütungsmittel und hat eine ähnliche Zusammensetzung wie das Hormongel oder die Verhütungsspritze. Studien befinden sich ganz am Anfang. Die Anwendung würde ähnlich wie bei der Anti-Baby-Pille für die Frau funktionieren: Man nimmt sie täglich zu einer ähnlichen Uhrzeit ein. Studien hierzu befinden sich erst in Phase 1.
Vorteile
Vsl. hoher Pearl-Index
Einfaches Anwendungsschema
Nachteile
Potenzielle hormonelle Nebenwirkungen
Tägliche Einnahme
The Sperm Switch
The Sperm Switch wird mittels eines ambulanten Eingriffes in die Samenleiter am Hodensack implantiert. Der ambulante Eingriff dauert etwa 30 Minuten. The Sperm Switch funktioniert mikromechanisch. Das Ventil kann durch die Haut des Hodensacks geöffnet oder geschlossen werden. Schließt man das Ventil, stellt sich die Sterilität nach etwa 30 Samenergüssen bzw. drei bis sechs Monaten ein. Nach dem Öffnen des Ventils, was erst durch Drücken eines zusätzlichen Sicherungsstifts möglich ist, wird die erneute Fruchtbarkeit umgehend wieder hergestellt, weil die Spermien sofort wieder durch die Samenleiter in das Ejakulat fließen. Bisher fehlen große Investoren, um die Verhütungsmethode marktfähig zu machen.
Vorteile
Vsl. Reversibel
Dauerhafter Schutz
Vsl. wenige Nebenwirkungen
Nachteile
Ambulanter Eingriff
Vasalgel / RISUG
Das Vasalgel ist ein nicht-hormonelles Verhütungsmittel, welches in die Samenleiter injiziert wird. Das Gel verengt die Samenleiter, sodass die durchdringenden Samen beschädigt und dadurch unbeweglich werden. Die Injektionen sollen eine Unfruchtbarkeit bis zu zehn Jahren hervorrufen, welche vorzeitig mit einem Lösungsmittel wiederhergestellt werden kann. Es ist noch nicht nachgewiesen worden, dass die Verhütung zu 100% reversibel ist, weshalb das Vasalgel noch nicht erhältlich ist.
Vorteile
Vsl. hoher Pearl-Index
Vls. wenige Nebenwirkungen
Reversibel
Langzeitiger Schutz
Nachteile
Bisher keine Nebenwirkungen bekannt
Verhütungsspritze
Die Verhütungsspritze enthält eine Kombination aus Testosteron und dem Hormon Gestagen, welche zu temporärer Unfruchtbarkeit führen soll. Die hormonelle Methode muss einmal im Monat injiziert werden. Die Methode ist bisher nicht erhältlich, da jeder zehnte Teilnehmer der klinischen Studie Nebenwirkungen entwickelte.
Vorteile
Vsl. hoher Pearl-Index
Sichere Anwendung
Kein erhöhtes Thromboserisiko
Nachteile
Potenzielle hormonelle Nebenwirkungen
Viele Besuche bei Arzt/Ärztin
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FAQ
Die wichtigen Fragen
Leider können wir diese Frage selbst nicht genau beantworten. Wann die ersten reversiblen und langzeitigen Verhütungsmittel für Männer* auf den Markt kommen, ist abhängig von den bereits laufenden klinischen Studien und deren Ergebnisse. Auch das Interesse der Pharmaindustrie oder von Investoren für Medizinprodukte spielen dabei eine Rolle. Mit einem optimistischen Blick nach vorne rechnen wir frühestens im Jahr 2030 mit Verhütungsmitteln für Männer*.
Aus unserer Sicht gibt es mehrere Gründe, weshalb in den letzten 60 Jahren keine Verhütungsmittel für Männer* auf den Markt gebracht wurden. Zunächst lag der Fokus der Medizin und Forschung auf dem weiblichen Körper, der die Schwangerschaft austrägt. Patriarchale Strukturen und die traditionelle Rollenverteilung von Mann* und Frau* verstärkten dies, welche bis heute in unserer gesellschaftlichen Wahrnehmung zu spüren ist. Pharmaunternehmen, welche notwendig sind, um neue Verhütungsmittel zu erforschen und zu vermarkten, sehen bis heute zudem keinen oder kaum einen Absatzmarkt für Verhütungsmethoden für Männer*. Nicht zuletzt wurde die Thematik bisher nicht in der politischen Agenda von Nationalstaaten und internationalen Organisationen berücksichtigt.
Grundsätzlich gibt es nur zwei Möglichkeiten für Männer* zu verhüten – mittels Kondome oder der Vasektomie. Darüber hinaus kannst du aber durch Gespräche und Nachfragen, einer fairen finanziellen Aufteilung der Kosten oder durch Engagement im Bereich der reproduktiven Rechte von Männern* Verantwortung übernehmen.
Derzeit wird an vielen verschiedenen Methoden geforscht. Die sich in Planung und Studien befindenden Verhütungsmethoden für Männer* findest du in unserem Glossar.
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