09.03.2022

3 min

Carolina Fittipaldi

Carolina Fittipaldi

Warum der feministische Kampftag nicht nur Frauen* etwas angeht

Zwei junge Frauen stehen inmitten von Demonstrierenden und halten ein Schild "Verhütung für alle" hoch.

Wie jedes Jahr am 8. März wird der Internationale Tag der Frauen gefeiert. Mein Freund fragte mich letztes Jahr, wieso es eigentlich keinen Männer*tag gäbe. Tja, falls Ihr Euch das auch fragt – Überraschung: Den gibt es nämlich. Trotzdem habe ich versucht ihm zu erklären, wieso es am Weltfrauentag (oder auch feministischer Kampftag genannt) nicht nur um Frauen* geht. Früher war das ein wenig anders. Denn der ursprüngliche Gedanke für diesen Tag lag darin, vor allem das Frauenwahlrecht durchzusetzen. Der erste Vorschlag zur Einführung eines Internationalen Frauentages kam nämlich 1910 von der deutschen Sozialistin Clara Zetkin. Ab dem darauffolgenden Jahr wurde der Frauentag in verschiedenen Ländern gefeiert – allerdings noch ohne einheitliches Datum. Erst nachdem die Frauen* überwiegend – in Deutschland beispielsweise im Jahre 1919 – das Wahlrecht bekommen hatten, wurde der Internationale Frauentag für alle einheitlich auf den 8. März festgelegt. Seit 1921 wird rund um den Globus an diesem Tag der Gleichberechtigung gedacht. Richtig, der Gleichberechtigung, nicht den Frauen*.

Warum es ausgerechnet der 8. März geworden ist, ist nicht klar belegt. Allerdings gibt es einige wichtige Ereignisse in der Geschichte, die ebenfalls am 8. März stattgefunden haben und damit ausschlaggebend für dieses Datum sein könnten. So demonstrierten am 8. März 1857 Arbeiterinnen in Amerika für bessere Arbeitsbedingungen und gerechten Lohn. Fünfzig Jahre später streikten Arbeiterinnen am selben Tag in New York. Dieser Streik nahm ein tragisches Ende, da die über 100 Frauen* in der Fabrik eingeschlossen wurden und bei einem Feuer ums Leben kamen. Ebenfalls am 8. März im Jahre 1917 streikten Arbeiterinnen in Russland zu Beginn der später bekannten „Februarrevolution“, die das Ende der russischen Zarenherrschaft bedeutete – deren Konsequenz also nicht nur Frauen betraf.

In 26 Ländern ist der Internationale Tag der Frauen* sogar ein gesetzlicher Feiertag. In Deutschland hingegen bisher nur in Berlin. Ab nächstem Jahr wird Mecklenburg-Vorpommern als zweites Bundesland den 8. März als Feiertag anerkennen.

Gefeiert wird der Tag in jedem Land anders. In Russland und Argentinien werden die Frauen* beispielsweise beschenkt. In Australien und Spanien dagegen wird durch öffentliche Aktionen auf die Wichtigkeit der Gleichberechtigung aufmerksam gemacht – in England sogar durch ein dreitägiges Festival. In Italien wird die gelbe Mimose, die aufgrund ihrer frühen Blütezeit mit Stärke assoziiert wird, als Symbol des Frauentags verschenkt.

Doch wie das Lifestyle-Magazin desired oder die Initiative #stattblumen es so treffend beschreiben: Women* want Rights, not Roses.

Der Hintergrund und Sinn dieses Tages sollte nicht sein, die Frauen* zu feiern oder mit Blumen zu beschenken (wobei da auch niemand etwas dagegen hat). Es geht darum, auf bestehende Ungleichheiten aufmerksam zu machen, diese kritisch zu hinterfragen und Gleichberechtigung zu fordern. Gesellschaftlich ist es für alle von Vorteil, wenn jeder Mensch die gleichen Rechte und die gleichen Möglichkeiten hat. Und zwar in jedem Bereich - sowohl im Privaten, als auch im gesellschaftlichen Zusammenleben. Dafür gehen wir am 8. März auf die Straße.

Und so kommt es, dass wir heute zum 111. Mal den Internationalen Frauentag feiern – um uns daran zu erinnern, dass alle Menschen die gleichen Rechte und Chancen haben müssen.

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* Wir sprechen zwar von Frauen und Männern, sind uns aber der Vielfalt von Geschlechtern bewusst und fordern eine bessere Verhütung für alle Menschen.

Quellenverzeichnis