Nur durch die Entwicklung von reversiblen und marktfähigen Verhütungsmitteln kann reproduktive Gesundheit gewährleistet werden.
Die einzige leicht erhältliche und anwendbare Verhütungsmethode für Männer ist noch immer das Kondom. Dabei stellt es eine Besonderheit dar, denn es schützt sowohl vor Schwangerschaften als auch vor Geschlechtskrankheiten, weshalb es gerade bei flüchtigen Sexualkontakten oder häufig wechselnden Geschlechtspartner*innen unverzichtbar ist. Mit einem guten Pearl-Index bewährt es sich zudem als zuverlässige Verhütungsmethode. Doch auch das Kondom birgt Nachteile: So bemängeln viele Männer die unpraktische und nicht-langzeitige Anwendung.
Damals wurde die effektive Wirkung eines hormonellen Kontrazeptivums festgestellt, jedoch ist derzeit kein Pharmaunternehmen oder die WHO in die Erforschung von Kontrazeptiva involviert. Blickt man auf die Pharmaindustrie, ist deren Interesse, die Forschung voranzutreiben, sehr gering. Sie sehen in der Zeugungsverhütung keine rentable Einnahmequelle.
Methoden
Die Pille für den Mann ist ein hormonelles Verhütungsmittel und hat eine ähnliche Zusammensetzung wie das Hormongel oder die Verhütungsspritze. Studien befinden sich ganz am Anfang. Die Anwendung würde ähnlich wie bei der Anti-Baby-Pille für die Frau funktionieren: Man nimmt sie täglich zu einer ähnlichen Uhrzeit ein. Studien hierzu befinden sich erst in Phase 1.
Das Hormongel aus Testosteron und Gestagen wird seit den 2000er erforscht. Dies muss täglich auf die Schulter oder Brust aufgetragen werden. In Zukunft könnte es ein sicheres Verhütungsmittel darstellen, jedoch stellt das Übertragen des Testosterons von Haut zu Haut (bspw. bei Umarmungen) ein Problem dar. Studien befinden sich derzeit in Phase-3.
Der Cocooner ist eine Klammer, die den Hoden umschließt. Mit der Diathermie-Methode erwärmt der Cocooner einen Bereich im Nebenhoden auf 41,5 Grad Celsius. Durch die gezielte Wärme werden die Spermien bewegungsunfähig und damit unfruchtbar. Die Anwendung soll zukünftig kaum spürbar sein und nur ca. 10 Minuten pro Hoden durchgeführt werden. Die Methode muss laut Herstellern nur einmal im Monat durchgeführt werden.
Die Hoden werden durch die Verhütungsunterhose in den Leistenkanal angehoben und durch die körpereigene Wärme erwärmt. Alternativ gibt es Verhütungsunterhosen mit einem integrierten Heizkissen. Die Verhütungsunterhose muss 15 Stunden am Tag getragen werden. Die Sterilität wird durchschnittlich nach 3 Monaten erreicht und die Wirksamkeit der Methode muss regelmäßig mit einem Spermiogramm überprüft werden.
Die Vasektomie ist die männliche Sterilisation. Dabei werden in einem ca. 30-minütigen Eingriff unter örtlicher Betäubung die Samenleiter von einem Urologen durchtrennt. Dies führt zur permanenten Unfruchtbarkeit.
Das Kondom ist ein Barriere-Verhütungsmittel, das vor dem Geschlechtsverkehr auf den erigierten Penis gezogen wird.
Zwischen 1930-1950 hat die Ärztin Martha Vögeli die Methode des Hodenbadens erforscht. Nach ihren Berechnungen musste das Hodenbad über einen Zeitraum von drei Wochen täglich praktiziert werden. Jeden Tag müssen die Hoden für 45 Minuten in 45 Grad warmem Wasser gebadet werden. Die Prozedur ruft eine temporäre Unfruchtbarkeit von etwa einem halben Jahr hervor.
Leider können wir diese Frage selbst nicht genau beantworten. Wann die ersten reversiblen und langzeitigen Verhütungsmittel für Männer* auf den Markt kommen, ist abhängig von den bereits laufenden klinischen Studien und deren Ergebnisse. Auch das Interesse der Pharmaindustrie oder von Investoren für Medizinprodukte spielen dabei eine Rolle. Mit einem optimistischen Blick nach vorne rechnen wir frühestens im Jahr 2030 mit Verhütungsmitteln für Männer*.
Aus unserer Sicht gibt es mehrere Gründe, weshalb in den letzten 60 Jahren keine Verhütungsmittel für Männer* auf den Markt gebracht wurden. Zunächst lag der Fokus der Medizin und Forschung auf dem weiblichen Körper, der die Schwangerschaft austrägt. Patriarchale Strukturen und die traditionelle Rollenverteilung von Mann* und Frau* verstärkten dies, welche bis heute in unserer gesellschaftlichen Wahrnehmung zu spüren ist. Pharmaunternehmen, welche notwendig sind, um neue Verhütungsmittel zu erforschen und zu vermarkten, sehen bis heute zudem keinen oder kaum einen Absatzmarkt für Verhütungsmethoden für Männer*. Nicht zuletzt wurde die Thematik bisher nicht in der politischen Agenda von Nationalstaaten und internationalen Organisationen berücksichtigt.
Grundsätzlich gibt es nur zwei Möglichkeiten für Männer* zu verhüten – mittels Kondome oder der Vasektomie. Darüber hinaus kannst du aber durch Gespräche und Nachfragen, einer fairen finanziellen Aufteilung der Kosten oder durch Engagement im Bereich der reproduktiven Rechte von Männern* Verantwortung übernehmen.
Derzeit wird an vielen verschiedenen Methoden geforscht. Die sich in Planung und Studien befindenden Verhütungsmethoden für Männer* findest du in unserem Glossar.
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